Brrr. Nein, es geht nicht um kalte Nächte in den Simien-Mountains im Norden von Äthiopien. Brrr, so wird der Name der äthiopischen Währung ausgesprochen. Birr heisst sie, doch das I verschwindet bei der Aussprache der Äthiopier.
Nicht verschwinden tun aber die Birr aus dem Land. Denn das Geld darf weder ein- noch ausgeführt werden. Die grösste Note ist eine 100er Note, 100 Birr entsprechen etwa 3.50 Franken (Stand 16.5.2019). Wer also auf einer Äthiopienreise in den nicht seltenen Genuss kommt, eine Hotelrechnung von 280 Franken bar in Birr bezahlen zu müssen, der brauchte ein dickes Portemonnaie und Geduld. Denn der Bankomat spuckt, wenn überhaupt, höchstens 4000 Birr, also 140 Franken, aufs mal aus. Und das ist ein rechtes Bündel Geld.
Dass die grösste Banknote nur etwa den Wert von 3.50 hat, sagt durchaus etwas über die Lebensumstände der Äthiopier aus. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen lag 2017 laut Weltbank bei 571 Franken im Jahr – in der Schweiz lag es bei 64 808 Franken. Reisende in Äthiopien sehen sich manchmal bettelnden Kindern gegenüber. Und die Versuchung, den offensichtlich armen, freundlichen Kindern etwas zuzustecken, ist gross. Zumal ein für uns kleiner Betrag für diese Kinder ein grosser wäre. Trotzdem ist bei den Kindern Zurückhaltung gefragt: Die Kinder sollen nicht lernen, dass es sich auszahlt, die Schule zu schwänzen und betteln zu gehen.
Die Mütter, die von ilanga unterstützt werden, brauchen für sich und ihre Kinder etwa 50 Franken im Monat, um die Miete bezahlen zu können. Dazu kommen Ausgaben für das Essen, Kleider, Schulmaterial, aber auch Hygieneartikel oder etwa für die Gesundheit. Um als alleinerziehende Mutter diese Ausgaben stemmen zu können, nahm Tigest einen Mikrokredit von etwa 100 Franken bei ilanga auf, um einen Kaffeestand zu eröffnen. Sie hat dafür einen guten Standort gewählt und das Geschäft läuft recht gut. Gut genug jedenfalls, dass sie ihren Kredit bereits wieder zurückzahlen konnte. Mit ihrem Kaffeestand kann sie genug verdienen, damit ihre Kinder Henock Worku (13) und Fasika Worku (11) zur Schule gehen können, sie ein Zuhause haben und genug zu essen.